Die Geschichte von Frankenmuth
Die Idee Frankenmuth zu gründen wurde erstmals von einem deutschen Pfarrer namens Friedrich Wyneken, der in den
Staaten Indiana, Ohio und Michigan arbeitete, gehegt. Im Jahre 1840 appellierte er an alle Lutheraner in Deutschland und
schilderte ihnen die Beschwernisse deutscher Pioniere in seinem Gebiet sowie den Mangel an Pfarrern, Kirchen und
Schulen. Sein Appell traf Wilhelm Löhe, Pfarrer der Landeskirche in Neuendettelsau, Mittelfranken, im Königreich
Bayern, zutiefst. Löhe war ein populärer und einflußreicher Prediger, da er sich streng an die Lehren der Kirche zu einer
Zeit hielt, als eher im Sinne des Rationalismus gepredigt wurde. Er organisierte die Missionsgesellschaft, die noch heute
besteht, und begann mit der Ausbildung von Lehrern und Pfarrern für die Arbeit in den Vereinigten Staaten.

Löhes Gedanke, den er im Jahre 1844 formulierte, war ein Experiment mit Aussendung einer Glaubensgemeinschaft und
hatte zwei Zielsetzungen: den deutschen Pionieren im Mittleren Westen, besonders im Saginaw Tal geistlichen Beistand zu
geben und den indianischen Ureinwohnern im Gebiet zu zeigen, "Wie gut und schön es ist, in Jesu zu sein". Löhe schrieb
dem Pfarrer einer schwäbischen Siedlung in Michigan und bat ihn, einen geeigneten Platz für seine Missionskolonie zu
empfehlen. Er stimmte der Gegend am Cass River in Michigan zu und nannte sie "Frankenmuth".

Das deutsche Wort "Franken" bezeichnet die drei Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken im Königreich
Bayern. Das deutsche Wort "Muth" bedeutet Mut, und so bedeutet der Name Frankenmuth "fränkischer Mut". 13 Leute,
meist Bauern aus dem Gebiet um Neuendettelsau (acht waren aus Rosstal) erklärten sich bereit, die Kolonie zu gründen.
Löhe wählte Pfarrer August Crämer, einen Akademiker von der Universität Erlangen, der 1844 in Oxford in England
Germanistik lehrte, und unterwies ihn in den Aufgaben eines Missionspfarrers und Leiters. Die Kolonisten trafen sich
während des Winters 1844 /1845, um die Gründung ihrer Kolonie zu besprechen und ihre Gemeindeordnung zu
verfassen. Diese bestimmte die Verantwortlichkeiten unter den Siedlern, gegenüber der Kirche und umriß die Verwaltung
der Kolonie.

Frankenmuth sollte eine ausschließlich Deutsch-Lutheranische Gemeinde sein, und die Kolonisten verpflichteten sich, loyal
zu Deutschland zu stehen und der deutschen Sprache treu zu bleiben. Die Auswanderer brachen am 5. April 1845 von
Nürnberg auf und reisten zu Fuß, mit Fuhrwerken und per Bahn nach Bremerhafen, wo sie sich für die Reise mit
Verpflegung eindeckten. Am 20. April gingen sie an Bord des Segelschiffes Caroline, wo vier Verlobungspaare der
Reisegesellschaft heirateten, was ihnen wegen der strengen deutschen Ehegesetze zuvor nicht möglich gewesen war. Die
Reise begann schlecht, da der betrunkene Kapitän das Schiff auf eine Sandbank der Weser steuerte.Wegen der Winde
und Stürme mußten sie um Schottland statt durch den Ärmelkanal segeln. Ihre Fahrt über den Atlantik war von heftigen
Stürmen, Seekrankheit, einem alptraumhaften Zusammenstoß mit einem englischen Boot und unerwünschten Winden
begleitet, die das Schiff drei Tage lang nordwärts in Eisberge und dichten Nebel abdrifteten. Das Schiff war feucht und
übervölkert, und die Nahrung wurde schal. Gegen Ende der Fahrt hatte fast jeder in der Gruppe Windpocken. Und ein
Kind in der Reisegesellschaft starb daran. Sie erreichten den Hafen von New York am 8. Juni nach 50 Tagen Seereise.
Um nach Michigan zu gelangen, nahmen sie ein Dampfboot, einen Zug (der mit einem kohlebeladenen Zug
zusammenstieß, wobei es aber nur Leichtverletzte gab) und wieder ein Dampfboot. Sie bestiegen ein weiteres Dampfboot
nach Detroit und anschließend ein Segelschiff auf dem Huronensee für eine einwöchige Fahrt nach Bay City. Von dort aus
mußten sie das Schiff 15 Meilen auf dem Saginaw River hinauf nach Saginaw treideln, wo sie blieben, bis der genaue Ort
der Ansiedelung ausgesucht wurde.

Ihre fränkische Kleidung und Bräuche erregten besonders große Neugierde bei Franzosen und Engländern in der Stadt.
Einige Kolonisten liefen zum zukünftigen Siedlungsgebiet, um das Land zu prüfen. Sie wählten sich ein leicht hügeliges
Gebiet, das sie an ihr heimatliches Mittelfranken erinnerte und bauten sich dort grobe Unterkünfte. Am 18. August, fast
vier Monate nach ihrer Abfahrt von Bremerhafen, packten die 15 Kolonisten ihr Hab und Gut auf Ochsenkarren und
liefen etwa 12 Meilen durch Wald, Dickicht und Sümpfe nach Frankenmuth. Sie erwarben 680 acres ( 1 acre = 4047
qm) Land aus dem Indianerreservat für 1700 Dollar von der Bundesregierung.

Die Kolonisten wurden oft durch Malaria geschwächt, als sie den Wald rodeten. Eine Kombination von Kirche, Schule
und Pfarrhaus - Blockhütte, die inmitten des Siedlungsgebietes lag, wurde vor dem Weihnachtstag fertiggestellt. Die Kiche
wurde nach ihren Mutterkirchen in Neuendettelsau und Rosstal St. Lorenz benannt. Die Siedlung entwickelte sich jedoch
nicht genau nach Löhes ursprünglichem Plan. Die Pfarrer Löhe und Crämer wollten alle Häuser in der Nähe der Kirche
gebaut wissen, damit die Gruppe intakt und nach Art deutscher Dörfer organisiert bleiben würde. Die Kolonisten waren
dagegen und alle beschlossen, auf ihrem jeweils 120 acre großen Land, das sie roden würden, zu bleiben. Während die
ersten Siedler ihre Blockhütten errichteten, begann Pfarrer Crämer die Chippewa Indianer im Gebiet zu besuchen, um sie
zu dafür interessieren, ihre Kinder auf eine Missionsschule zu schicken.

Aber es gab unvorhergesehene Schwierigkeiten. Bevor die Kolonisten nach Saginaw kamen, hatten sie keine Ahnung
vom Erscheinungsbild, Benehmen, Kultur oder der Sprache der Indianer. Die Indianer hatten schon begonnen, bessere
Jagdgründe zu suchen, abseits der Rodungsgebiete des Weißen Mannes. Die Bemühungen, sie vom Nomadentum
abzubringen und sie zu "germanisieren" oder "lutheranisieren", waren nicht sehr erfolgreich. Um 1847 lebten die meisten
Indianer des Gebietes 30 bis 80 Meilen westlich. Insgesamt wurden etwa 35 Indianer beschult und in der St. Lorenz
Kirche getauft. Obwohl die Indianermission in Frankenmuth schloß, wuchs und gedieh die Immigrantengemeinde weiter.

Im Jahre 1846 reiste eine zweite Gruppe mit etwa 90 Auswanderern nach Frankenmuth. Löhe beklagte die große Anzahl,
weil er fühlte, daß es vielen an missionarischem Eifer mangelte. Viele kamen aus dem Altmühltal in Bayern (20 waren aus
der Stadt Rosstal). Nach sieben Wochen stürmischer Überfahrt auf dem Segelschiff erreichten sie den Hafen von New
York. Zweieinhalb Wochen später erreichten sie Frankenmuth auf der selben Route wie die Gruppe von 1845. Diese
zweite Gruppe hatte mehr Schwierigkeiten beim Reisen durch die Städte der Vereinigten Staaten, da keiner auch nur ein
Wort Englisch sprach. Beim Eintreffen auf der Lichtung von Frankenmuth waren sie zutiefst enttäuscht. Ein Siedler schrieb
heim: "Das elendste Dorf in Deutschland birgt vergleichsweise Paläste!" Diese Kolonisten kauften auch Land und
begannen Bäume zu fällen und Heime zu bauen. Viele trugen zu Entwicklung der St. Lorenz Kirche und insbesondere zur
Geschäftswelt Frankenmuths bei. Eine Holzkirche wurde am 26. Dezember 1846 fertiggestellt.

Die Stadt entwickelte sich über eine Meile weit östlich der Kirche und der ursprünglichen Siedlung von 1847, wo ein
Damm und eine Mühle am Cass River erbaut wurden. Durch den Erfolg der Siedlung Frankenmuth ermutigt, organisierte
Pfarrer Löhe drei weitere Kolonien in Michigan. Frankentrost, etwa sechs Meilen von Frankenmuth gelegen, wurde 1847
von etwa 22 Familien gegründet.

Löhes Absicht war nicht eine weitere Missionskolonie zu gründen, sondern die deutschen Lutheraner in Michigan zu
sammeln. Die Felder wurden in langen, engen Streifen entlang der Straße angelegt, so daß alle Häuser eng, einem
deutschen Dorf gleich, nebeneinander gebaut werden konnten. Frankenlust, 22 Meilen nördlich von Frankenmuth wurde
1848 aus dem selben Grunde wie Frankenmuth errichtet.

Löhes vierte Kolonie, 1850 begonnen, hatte ein anderes Ziel: armen verheirateten oder unverheirateten Deutschen zu
helfen, ein neues und besseres Leben zu führen. Frankenhilf, heute Richville, liegt etwa 9 Meilen nordöstlich von
Frankenmuth. Ursprünglich plante Löhe es als industrielles Zentrum für höher qualifizierte Berufe, aber die Landwirtschaft
setzte sich durch, nachdem die Wälder gerodet waren. Alle Siedlungen wuchsen, als die Äcker die Kieferwälder
verdrängt hatten. Die Einwanderung hielt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts an, da sich Freunde und Verwandte der
Siedler anschlossen. Viele waren Handwerker und Geschäftsleute, die ihren Beruf hier weiterführten.

Frankenmuth erwarb sich einen guten Ruf mit seinen Mehl-, Sägewerk- und Wollmühlen. Man stellte auch Bier, Käse und
Wurstwaren her. Ein halbes Dutzend Hotels bediente die Reisenden. Landwirtschaft und Einzelhandel waren die Norm.

Große Veränderungen kamen mit dem Zweiten Weltkrieg. Die Entwicklung der Autobahnen zwischen den Staaten führte
die Gemeinde in den Tourismus und die Stadt hat das beste aus ihren Aktivposten gemacht.

Translation Courtesy of historisches-franken.de